Nachruf auf Bernd Schreiber (auf Vorrat geschrieben)
Gelsenkirchen, den ___.___.___ (Datum wird noch
eingetragen)
Null Uhr zweiundfünfzig, die Bewohner der Robert-Geritzmann-Höfe
werden durch einen lauten Knall geweckt. Selbst im 50 Meter
entfernten Anna-Grill wackelten bedrohlich die Scheiben. Fünfundzwanzig
Minuten später illuminiert das Blaulicht eines RTW sporadisch
die Szenerie. Auch die Funkstreife ist inzwischen eingetroffen.
Als Hauptkommissar Bartoschek die Wohnung betritt, bietet sich
ihm ein Bild des Grauens, aber der HK ist hart im Nehmen, es
ist bereits die zweite Messie-Wohnung, die er während dieser
Schicht betrat.
Der Notarzt kickt ein paar Bobbycars beiseite, führt ihn
in die Küche und beginnt seinen Vortrag: "Schreiber,
Bernd, 60 Jahre alt, alleinstehend. Ich kenne ihn aus dem Krankenhaus.
Er wurde immer fetter und heute nacht ist die Pelle geplatzt."
Vor dem geistigen Auge des HK Bartoschek spielte sich spontan
eine Szene aus dem Monty Python-Film "Sinn des Lebens"
ab, in der ein sehr dicker Mann im französischen Restaurant
speist.
Dann ging alles fix, der Arzt stellte den letzten Schein für
Herrn Schreiber aus, der HK winkte die wartenden Transporteure
heran und sagte: "Ab in's Kühlhaus - vier Mann - vier
Ecken."
Jetzt begann das große Jammern.
Vermieter: "Die Bude bekomme ich nie wieder vermietet,
Karchern und dreimal rüberstreichen reicht nicht"
Bestatter: "837,50 €, da leg ich doch drauf!"
Krematorium:"Der kommt mir hier nech rein, der macht alles
kaputt!"
Rainer
Nieder entdeckte die Todesanzeige bei den Ruhrbaronen
und so beschloss er, mit ein paar Kollegen an der Trauerfeier
teilzunehmen. Dreie sind aus Berlin, einer aus Duisburg,
einer aus Offenbach, eine ist aus Bad Driburg angereist.
12
Uhr 30, ca 25 Stühle stehen im Park, keiner ist
besetzt, obwohl die Trauerfeier schom im Gange sein
sollte. Nicht anwesend waren Franz Lorenz (Justizfreund),
Werner Korte und auch nicht Carsten Lucka (Caesar's
Blog). Sie alle schämten sich, weil sie dem Trauerredner
nicht zugearbeitet haben. Eine skurrile Schar von sechs
Personen näherte sich der Szenerie. Verkleidet
als Huhn, Schneewittchen, Schnapsdrossel, Superheld,
Vogelscheuche und Kurt Cobain erregte die Gruppe die
Aufmerksamkeit der sechs Friedhofsangestellten, die
am Aushub des Grabes standen.
Eines
musste man dem Bestatter lassen, er hatte die Kosten im
Griff. Das Blumenbouquet war teurer als der Sarg.
25 Stühle, ein Rednerpult, aber wo war der Trauerredner?
Auf dem Pult lag ein Zettel. Darauf stand: "Bernhard
Schreiber, geboren am 18.06.1958, war ein..." dann
kamen etwa 50 durchgestrichene Adjektive und Substantive.
Das Wort ganz unten, das nicht durchgestrichen war, lautete
"Säugetier".
Von links nach rechts: Leela Sunkiller, Alois, Müllmann
und der Niederrheiner. Nicht auf dem Bild sind der Vollstrecker
und Rentina.
Die medienerprobten
Müllmann und Vollstrecker hätten eine Trauerrede
aus dem Stegreif halten können aber der extrovertierte
Niederrheiner hielt sie und man konnte gelegentlich einen
Ekel in den Gesichtern der Anwesenden elf Zuhörer entdecken.
Dann wurde der Sarg unter dem Ruf "Glück auf"
von den sechs Angestellten heruntergelassen, jeder der sechs
Trauergäste warf eine Schippe Sand hinterher, Vollstrecker
liess zusätzlich drei offene Haftbefehle gegen Bernd
Schreiber in die Tiefe hinabsegeln.
Nicht weit entfernt werkelte eine Flex. Ein Künstler
bastelte eine Skulptur aus sämtlichen Rollstühlen,
die Beamtendumm im Laufe seines Lebens verschlissen hat.
Die Trauerfeier mit Dosenwürstchen und reichlich "Blauen
Würger" fand anschliessend im "No Name"
statt, wo Pantotheus, A.R.Schkrampe, Das Chaos und andere
schon warteten.